Blockchain: Umwelt- und Sozialstandards nachvollziehbar und zweifelsfrei entlang der Lieferkette darstellen
Nur wer seine Lieferketten kennt, kann die Erfüllung von Umwelt- und Sozialstandards lückenlos kontrollieren und deren Einhaltung belegen. Das Mittel der Wahl sind Audits zur Kontrolle von Produktionsstätten und anerkannte Zertifikate. Nachhaltiges Wirtschaften erfordert Kontrolle und Transparenz. Doch wie kann das gelingen, ohne den wettbewerbsstrategischen Vorteil des eigenen, anonymisierten Lieferantenpools aufzugeben? Ein Pilotprojekt von KiK zeigt einen gangbaren Weg für die Branche.
Blockchain-Technologie ist Teil der Lösung
Ein Lösungsbaustein für diese Herausforderung ist die Blockchain-Technologie. Ganz grundsätzlich bietet sie die Möglichkeit, den Zertifizierungsstatus aller beteiligten Lieferanten und ihrer Produktionsstätten auftragsbezogen über alle Stufen der Lieferkette zu verfolgen und darzustellen. Dazu müssen
die Zertifikate den einzelnen Lieferanten durch unabhängige Zertifizierungs- und Auditunternehmen digital ausgestellt werden,
die Zertifikatsdaten manipulationssicher abgelegt werden und
die verschiedenen Zertifikate entlang der gesamten Lieferkette gegenüber den Kunden zweifelsfrei verfügbar gemacht werden.
Sind diese Voraussetzungen erfüllt, können zertifizierte Unternehmen in einem digitalen Lieferauftrag alle relevanten Informationen und deren Belege ablegen. Die Angabe, um welches Unternehmen es sich dabei handelt, ist jedoch nur für den direkten Auftraggeber sichtbar. Alle anderen Teilnehmer in der Lieferkette sehen im digitalen Lieferauftrag nur die Teilnahme eines zertifizierten Unternehmens. Damit ist die Wahrung der Anonymität der Lieferanten gewährleistet, ohne dass die Zertifikate zurückverfolgt werden könnten.
KiK Pilot “CSR on evan.network”
Ende 2018 hat KiK ein solches Pilotprojekt initiiert und durchgeführt. Hierbei wurde das evan.network als marktreife Business-Blockchain und als technologische Lösungskomponente genutzt.
In dem Pilotprojekt wurde eine konkrete Lieferkette zur Herstellung von T-Shirts abgebildet. Dabei wurden verschiedenen Lieferanten über den evan.network Verification Service digitale Zertifikate zugewiesen. Anhand eines konkreten Auftrags konnten diese Zertifikate zu einem chargenbezogenen digitalen Ausweis zusammengefasst und in anonymer Form direkt per QR-Code am T-Shirt abgerufen werden. Dem Kunden im Laden ist es damit möglich, Informationen zum Thema Nachhaltigkeit in der Lieferkette auf Basis einer Charge zu erhalten. Er sieht, in welchen Ländern und unter welchen Produktionsumständen das Kleidungsstück gefertigt worden ist. Dabei benötigt er lediglich einen QR-Scanner auf seinem Smartphone oder Tablet.
KiK-Pilot im Textilbündnis
Das Pilotprojekt zeigt: Dank Blockchain kann ein manipulationssicherer Zertifikatsnachweis in der Lieferkette erfolgen. Dabei gelingt die Weitergabe der wesentlichen Informationen über das Vorhandensein anerkannter Zertifikate – ohne dass sich die Netzwerkpartner kennen.
Die Wahrung des wettbewerbsstrategischen Vorteils anonymisierter Lieferantenpools ermöglicht einen unternehmensübergreifenden Zertifizierungs- und Verifizierungsservice. Damit wird zugleich die Effizienz der Audits der gesamten Textilbranche deutlich gesteigert.
Zur Präsentation des Pilotprojektes sowie zur Diskussion der damit verbundenen Möglichkeiten für ein gemeinsames Vorgehen der Branche lädt KiK am 22. Mai 2019 in die Europazentrale nach Bönen ein. Die Veranstaltung stellt das Pilotprojekt noch einmal ausführlich vor, gibt Raum für Nachfragen und setzt auf eine spannende Diskussion über Partizipationsmöglichkeiten zwischen den interessierten Vertreter aus der Textilbranche, von Zertifizierungsunternehmen, aus Ministerien und NGO-Vertreter. Sie alle sind herzlich eingeladen. Nähere Informationen werden zeitnah auf der Plattform des Textilbündnisses und auf der Homepage von KiK bekannt gegeben.